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Stefan Zöllner
Flugzeugfressende
Gärten
Schaufensterinstallation
Galerie Berners, Thebäerstraße 14, 50823 Köln
Preview: Mittwoch, 11.9.02, 19:30 Uhr (inoffizielle VIP-Party, inklusive
Umtrunk zum Geburtstag des Künstlers)
Eröffnung: Freitag, 13.9.02 , 19:30 Uhr
Konzert: Samstag, 28.9.02 ("sechsfingermord"/ satori hype
records, live elektronik)
Finissage: Samstag, 12.10.02, 14:00 Uhr
(foto: gerd mörsch)
(thumbnail-fotos: friedrich von hülsen, jens mentrup)
<Einladungskarte>
Presseinformation
In seiner zweiten Schaufensterausstellung zitiert Stefan Zöllner
die Bilderserie "Jardin gobe-avions" von Max Ernst.
Nahe an der Ästhetik dieser um 1935 entstandenen Bilder bleibend,
gelingt es ihm dabei jedoch, stringent seinem eigenen Weg zu folgen,
der sich in Zeichnungen schon lange angekündigt hatte: aus
Fundstücken gefertigte Objekte werden zu Akteuren in Rauminstallationen
und Computeranimationen.
Dazu eine Notiz des Künstlers:
Nachdem ich mich jahrelang ausschließlich mit Malerei
beschäftigt hatte, ging mir bei einem Rheinspaziergang auf,
was man mit Fundstücken alles machen könnte. Was ich
in diesen Tagen alles fand! Ich mußte nur das, was zusammenpasste,
mit einem geeigneten Kleber und ein paar Schrauben verbinden.
Die entstandenen Objekte waren stärker als jedes gemalte
Bild. Sie waren aufgeladen von ihrer unnütz gewordenen Funktionalität
und auch vom Rhein selbst: sie waren r(h)eingewaschen und bereit,
eine neue Identität zu finden.
Manchmal war ich so ungeduldig, daß ich mit den Fundstücken
noch vor Ort, sozusagen in der Schafsscheisse sitzend, herumprobierte.
Ständig kreisten dabei Ideen in meinem Kopf, etwa die Funde/Objekte
transformiert zurückzubringen und wie Findelkinder auszusetzen.
Ich stellte mir arglose Spaziergänger vor und wie sie reagierten,
wenn sie unvermittelt auf diese Teile stießen...
Aber der Gedanke, etwas Wertvolles geschaffen zu haben, hielt
mich davon ab. Nur aus Funden, die ich nicht mit nach Hause nehmen
wollte, machte ich Installationen, die liegenblieben und die ich
nur fotografierte.
Mit
Flugzeugfressende Gärten bringe ich nun umgekehrt
die Wildnis in die Räume der Galerie Berners. Sand und Kies
vom Rhein werden eingefärbt und in Beete eingeteilt.
Diese verlaufen jedoch nicht im rechten Winkel, sondern treffen
in spannungsgeladenen Spitzen aufeinander. Diese Architektur oder
Landschaftsgestaltung hat Jardin gobe-avions von Max
Ernst zum Vorbild, aber auch japanische Steingärten, wie
den des Ryoan-Ji-Tempels in Kyoto.
In dieser Marslandschaft sind wespenartige Propellerwesen gelandet
oder abgestürtzt, die von anderen kleinen Insekten umschwebt
werden; man kann ihre Flugbahnen erkennen. Manche von ihnen leuchten
wie Tiefseefische. Dem Festmahl wohnen zwei Erkenntnis-module
der Camera Obscura bei: die verspiegelte Mandalabox
und der Sensor registrieren und speichern die Vorgänge.
Zusatzinformationen:
Hier
eine Auflistung von Einflüssen, die Stefan Zöllner für
Flugzeugfressende Gärten angibt:
1) Steingärten wie der des Ryoan-Ji-Tempels in
Kyoto; überhaupt japanische Architektur...
2) Der Garten von Derek Jarman...
http://www.heffalump.co.uk/derek.htm
3) Die Bilder von James Ensor http://www.kimbellart.org/database/index.cfm?detail=yes&ID=AP%201981.20
und natürlich die Jardin gobe-avions von Max
Ernst...
("Flugzeugfressende
Gärten" Gouache von Max Ernst, 1935)
4) Das Rheinufer, von wo ein bedeutender Anteil der eingesetzten
Fundstücke stammt. Die Befreiung vom Schmand des Alltäglichen,
die mich dort nach all den Jahren immer noch überkommt. Kraftfeld
Nr.1 in Düsseldorf und Köln...
hier
ein Arrangement von 1992, Düsseldorf-Hafen:
5)
Der magische Geräteschuppen aus der frühen Kindheit:
fahles Septemberlicht, Wespen, Sonnenblumen, alter Plunder, vergilbte
Plastikblumen...
6) Der Herstellungsprozess eines Mandalas...
(Tibetanischer
Mönch bei dem Ritual eines Mandalas, aus "Das Mandala"
Der heilige Kreis im tandrischen Buddhismus von Martin Brauen,
Dumont Buchverlag, Köln)
7) Die Trockenstraußmanie meiner Mutter...
8) Der Garten der Lüste von Hieronymus Bosch
http://www.geocities.com/interimist/thema-garten.htm
...
Textpassagen, Zitate:
1) ...Mit ihren rechten Winkeln veränderte die Mauer
die Wahrnehmung der natürlichen Form. Ihr im Rechteck liegender
Teil wurde zum Garten oder, im Griechischen, zum paradeisos, ein
Wort, welches ursprünglich Park oder Tierpark
bedeutete und welches erst in christlichen Zeiten die Bedeutung
Paradies annahm. Doch das noch ältere persiche
Wort pairi-daeza bedeutete schlicht Einfriedung...
(Günter Nitschke, Japanische Gärten, rechter Winkel
und natürliche Form, Taschenverlag, Seite 10)
2) ...I won´t come out. You must come in to me. Into
my womb garden where I peer out. Where I can construct a universe
within the skull to rival the real.
(Ich werde nicht heraustreten aus meinem
Mutterleibparadies; ich hebe nur eben den Kopf über die Einfriedung.
Du mußt schon zu mir kommen, hier herein in mein gedachtes
Universum.)
(Jim Morrison, The Lords: notes on vision)
3) "Betrachten Sie uns als erotische Politiker ..."(Jim
Morrisson, Interviewpassage).
Fotos von der
fertigen Installation demnächst... Ich habe Copyrightverletzungen
im Dienste der Kunst begangen. Während ich mich um die Rechte
zur Wiedergabe auf diesen Seiten bemühe, warte ich auf Abmahnungen...,
ach,
ja zum Thema "political correctness" fällt mir
ein, daß ich irgendwie glaube, mich irgendwie dafür
rechtfertigen zu müssen, daß ich am 11.9. - dem Tag,
der nach der Tagespresse "die Welt veränderte"
(genau, da habe ich nämlich Geburtstag.. allerdings auch
Franz Beckenbauer, das darf man nie vergessen... )- eine Ausstellung
eröffne, zumindest previewen lasse, die "Flugzeugfressende
Gärten" betitelt ist ... nun ja, dazu kann ich nur sagen,
diese Ausstellung ist definitiv politisch gemeint:
Diese
Ausstellung ist gegen die Leute, die immer alles kaputtmachen
!!!
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